Mittwoch, 8. Mai 2013

SIG 516 Langzeittest – Woche 69


Dass die SIG 516 den infanteristischen Halbkilometer problemlos und mit hohem Präzisionspotential überbrücken kann, hat die Waffe bereits mehrfach bewiesen. Aber was leistet die Waffe im Kaliber .223 Rem. bestückt mit einer relativ preisgünstigen 1- bis 4-fach Optik jenseits der 500 m?

Gesamtschusszahl: 6.710 + 220 = 6.930

Störungen Typ I: 6
Störungen Typ II: 0
Störungen Typ III: 0
Störungen Typ IV: 2


Wer glaubt, dass das Kaliber 5,56x45 mm für Schüsse jenseits der 300 Meter nicht mehr taugt, liegt falsch. Eine Einsatzdistanz bis 500 Meter ist machbar, wie das S4G-Konzept beweist.
Aber was kann die SIG 516 noch auf 800 Meter leisten? Die außerordentlich gute Präzision der SIG 516 auf 500 Meter machte Mut, den etwas ungewöhnlichen Test zu wagen.
Zur besseren Zielidentifikation ist die Waffe mit einer 1- bis 4-fach vergrößernden Optik ausgestattet. Die Wahl viel hier nicht auf einen der Premiumhersteller, sondern auf das relativ preisgünstige Millett DMS 1-4x24. Der Verkaufspreis liegt bei weniger als 300 USD. Für diesen Preis kann der Käufer keine Stickstofffüllung erwarten und muss auch mit Einschränkungen in der Brillanz des Absehens leben, welches aber dennoch beleuchtet ist.

Gebrauchsanweisung Millett DMS-1

 
Die 500 Meter
Wird die Waffe bei Verwendung der Blockmontage, wie abgebildet auf 25 m mit einem Hochschuss von 35 mm eingeschossen, erreicht das Projektil unter den im Test gegebenen meteorlogischen und geographischen Bedingungen einen zweiten Fleckschuss auf 500 m. Selbst andere, mit der Waffe nicht vertraute Schützen können so Treffer auf ein 45 x 45 cm großes Ziel reproduzieren.




Die 800 Meter
Die weiteste Distanz, auf der die SIG 516 eingesetzt wurde, waren 810 m. Mit Unterstützung eines Beobachters (Spotter) wurde die Waffe einjustiert. Die Klickverstellung der DMS-1 Optik beträgt ½ MOA und arbeitet erstaunlich präzise. Das Absehen mit dem 1 MOA großen Punkt ist auch noch für weite Schüsse geeignet.
Das Zielmedium mit den Abmaßen von 45 x 100 cm wurde mehrfach getroffen. Unter anderem auch dreimal direkt hintereinander.
Auf der Einschießdistanz von 25 m bedeutet das unter den gegebenen Umständen einen Hochschuss von etwa 15 cm.




Problem Seitenwind
Verwendet wurde Munition des Typs GP90 Leuchtspur. Auf Entfernungen jenseits der 500 m wird das Geschoss seitenwindanfällig. Je nach Windstärke sind Ablagen von ein bis zwei Metern möglich und auch kaum mehr kalkulierbar.

Fazit
Treffer auf 810 m sind mit der SIG 516 machbar. Dabei handelt es sich nicht nur um Zufallstreffer. Stärkerer Seitenwind wird allerdings für die Patrone 5,56x45 mm jenseits der 500-m-Marke zu einem Problem. Für Schüsse auf 800 m wurde die 5,56x45 mm aber auch nicht konzipiert.
Für den Infanteristen bedeutet diese enorme Schlagdistanz zusätzliche Sicherheit im Einsatz. Vorausgesetzt seine Schießausbildung trägt dieser Tatsache Rechnung.
Die Präzision einer Waffe erhöht sich nicht proportional zum Kaufpreis des ZF. Um auf 800 m einen Treffer anzubringen, bedarf es keiner Premiumoptik. Das Millett DMS-1 hat diese Arbeitsaufgabe problemlos erfüllt.



Starkregen ist für alle Optiken problemtisch. Wasser sammelt sich und erschwert die Zielerfassung.


 

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4 Kommentare:

  1. Hallo Henning,

    damit hast Du wieder einmal Grenzen verschoben! Das nicht nur im Gelände, sondern vor allem in den Köpfen (hoffentlich von vielen Leuten).

    Die potentiellen Möglichkeiten von vorhandenem Material sind noch nicht im Ansatz ausgeschöpft, dennoch diskutiert alle Welt schon wieder über neue Munitionsarten sowie neue Waffen...! Zu dieser Diskussion sind die vorliegenden Zeilen ein aus meiner Sicht wunderbarer Beitrag, wenn auch für viele in eine völlig unerwartete Richtung.

    Den Wissenden oder Ahnenden unter uns, gibt das die Bestätigung, dass durch Ausbildung viel mehr erreicht werden kann, als weithin geglaubt wird bzw. bekannt ist ... !

    Weiter so...!

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  2. Meine Erfahrung mit dem Millet ist nicht sehr gut. Bei mir hat es ca. 1 1/2 Jahre auf meinem 20" DI AR 15 gehalten. Positiv empfand ich das Absehen und die Beleuchtungsstufen, sowie die Lichtdurchlässigkeit. Negativ empfand ich den leichten Fischblick und die Tatsache, dass die Mechanik im Inneren nicht hält. Das Resultat waren unberechenbare Treffpunktverlagerungen. Wenn man dauerhaft etwas von einem ZF haben möchte sollte man teuere Gläser wählen. You get what you pay for.

    Grüße

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  3. Treffen ist die eine Sache - Wirkung eine andere
    @ Henning: Gratulation dazu mit dieser Konfiguration.
    Das bestätigt auch meine Erfahrungen (Steyr AUG mit 4-fach Hensoldt auf 800m Klappscheibe ist wiederholt machhbar - hätte ich nicht gedacht.
    Aber für mich stellt sich schon die Frage wie es auf 800m mit der Terminalballistik aussieht.

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  4. @hendrik
    Gut gesagt. Ich bin gerade dabei, ein paar Waffen zu verkaufen und lieber etwas mehr Training zu bezahlen.

    @anonym #1
    Das ZF war eine Leihgabe von mir, weil ich das kaum einsetze. Langzeit-Haltbarkeit macht mir auch Sorgen. Aber gerade bei Millet könnte Deine Erfahrung ein Einzelfall sein, die sind recht bekannt dafür, dass die Qualität stark schwankt (logisch, da spart man am meisten Geld). Ich ziehe meine Linie gerade bei Leupold VX-3/VX-6, wenn die jetzt mal mit einem ballistischen Absehen für Ihr 1-6x rauskämen...

    @anonym #2
    Über die Terminalballistik hab ich auch gerade nachgedacht: ür eine Patrone, die etwa der GP90 entspricht, gibt es da Werte von 200 Joule (sagt Hornady) bis runter zu 140 Joule (http://www.handloads.com/calc/). Aber ich glaube, es ging Henning in erster Linie um die Machbarkeit und den Beweis, dass man weit kommt, wenn man die Grundfertigkeiten im Kopf behält.

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