Samstag, 4. Juni 2016

Tikka T3 TAC (#15)



Nachtrag zum Munitionstest mit CineShot .308 Win

Konzipiert wurde die CineShot eigentlich als preisgünstige Trainingsmunition für Schießkinos. In der praktischen Anwendung überraschte die Munition jedoch mit sehr ordentlichen Streukreisen auf 300 Meter. Was kann die Patrone auf 500 Meter? Wie verhält sie sich in ballistischer Seife und gegen Stahl?


Als der Munitionshersteller RWS vor etwa zehn Jahren eine Patrone namens „CineShot“ auf den Markt brachte, war der Verwendungszweck klar definiert: Die erste Spezialpatrone für Schießkinos sollte es sein. Dieser Ruf einer „ billigen Kurzbahnpatrone“ haftet der CineShot bis heute an. Die Munitionsbezeichnung und der geringe Preis tun ihr Übriges, die Patrone für Long-Range-Anwendungen a priori gar nicht erst in Betracht zu ziehen. Und da etwas Billiges selten auch Gut sein kann, wird das wahre Potential der CineShot mitunter verkannt.
RWS wollte mit der Einführung aber nicht nur den Geldbeutel des Jägers schonen, auch das Gesundheitsrisiko durch Bleiemission sollte drastisch gesenkt werden. Dank der bleifreien „SuperClean“-Anzündtechnologie gelangt kein Blei mehr in die Umgebungsluft des Schützen. Zusätzlich verhindert das am Heck umkapselte Geschoss ein Ablösen von Bleipartikeln beim Schuss.


Links das Projektil einer CineShot .308 Win mit dem typischen Kupfer-Nickel-plattierten Flussstahl-Mantel und dem umkapselten Heck. In der Mitte der Ausstoß der Stahlplatte sowie das Geschossheck. Rechts das Fragment nach Gelatinebeschuss sowie die Splitter

Präzisionspotential
Jetzt wäre RWS nicht RWS, wenn die Entwickler nicht versuchen würden, selbst in eine preisgünstige Laborierung ein größtmögliches Präzisionspotential zu implementieren. Die CineShot, in diesem Falle im Kaliber .308 Win, überraschte auf einem 300-m-Weitschussseminar mit ungeahnten Streukreisen im Bereich um 60 mm. Diese Gesamtstreuung von 0,2‰ weckte das Interesse, die „Kurzbahnpatrone“ auf der 500-m-Distanz zu testen. Zumal diese 60-mm-Gruppen nicht aus einem Messlauf heraus erzeugt wurde, sondern aus der Schulter liegend aufgelegt vom Rucksack mit einer Tikka T3 TAC.
Auf der 500-m-Bahn konnte die Patrone diese 0,2‰ halten und erreichte mit dem besten Streukreis von 74 mm sogar einen Wert von 0,15‰.



Geschwindigkeiten
Die gemessenen Geschwindigkeiten können der Tabelle entnommen werden. Einmal für die Tikka T3 TAC mit A-Tec Schalldämpfer und einmal für eine SIG Sauer SSG3000. Der längere Lauf der SSG3000 führt zu leicht höheren Geschwindigkeiten. Aus diesen Messwerten ergibt sich ein errechneter ballistischer Koeffizient (BC1) von 0.328.


Auf 100 Meter durchschlägt die Patrone eine 8 mm Stahlplatte (S235) problemlos. Auf 300 Meter reichen die 620 m/s aus der Tikka T3 TAC nicht mehr für einen Durchschuss aus

Stahlplatte
Eine Stahlplatte 8 mm dick der Qualität S235 wurde auf 100 Meter ohne Probleme durchschlagen. Das Geschoss trifft dabei mit einer Geschwindigkeit von etwa 750 m/s auf. Bei einer Distanz von 300 Meter reichten die 620 m/s nicht mehr ganz aus. Ein Durchschuss wurde knapp verfehlt.

Die Wölbung auf der Rückseite der Stahlplatte lässt die Vermutung zu, dass ein Durchschuss mit 30 m/s mehr oder bis zu einer Entfernung von 250 Meter zu Stande gekommen wäre


Ballistische Seife
Ein Gelatineblock von 35 cm Länge wurde auf 100 Meter durchschlagen. Das Restfragment des 9,5 Gramm schweren Projektils wog noch 4,5 Gramm.



Die Kaverne auf 100 Meter



Sonstiges
Der Hersteller weist ausdrücklich darauf hin, dass die Patrone nicht zur Jagd geeignet ist.
Die CineShot verfügt über ausreichend Gasdruck für die sichere Funktion in allen handelsüblichen halbautomatischen Büchsen. Neben dem Kaliber .308 ist die CineShot auch in folgenden Kalibern erhältlich:
.300 Win. Mag.
.30-06
7x64
8x57 IS
9,3x62

Fazit

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