Freitag, 11. April 2014

K-ISOM Spezial I / 2014: Moderne Handwaffen der Bundeswehr



Seit 25. März ist die Spezialausgabe I / 2014 der K-ISOM erhältlich. Sören Sünkler und sein Autorenteam widmen sich auf 98 Seiten den Handwaffen der Bundeswehr.
Die Zeiten Mitte der 1990er-Jahre, in denen der durchschnittliche (luftbewegliche) Infanterist drei Waffen (P1, G3 und MG3) kennen und beherrschen musste, sind vorbei. Das K-ISOM Spezial verdeutlicht sehr schön, den Waffen- und Munitions-Mix der Bundeswehr von heute.

Die Erläuterungen beginnen chronologisch im Jahr 1955 und erfassen dabei die P1, kommen im weiteren Verlauf zum futuristischen G11 aus den 1970er-Jahren und lassen auch die neuste Entwicklung, das MG5, nicht aus.
Die Autoren schreiben auch zum Handwaffenkonzept der Bundeswehr und über die Einsatzerfahrung, welche auf dem Balkan, in Afrika und am Hindukusch gesammelt worden ist.

Reichlich bebildert und mit einigen Tabellen bietet das Spezial I / 2014 eine sehr gute und informative Zusammenfassung.



Inhalt
02 Intro: Si vis pacem, para bellum!
04 Bundeswehr ab 1955: Mut zur Lücke.
08 Liste der Handfeuerwaffen: Von der P1 über das G11 zum MG5.
11 HK G11: Seiner Zeit voraus.
12 Das Handfeuerwaffenkonzept: Vom Kalten Krieg bis nach Afghanistan.
18 Einsatzerfahrungen der Bundeswehr: Vom Balkan über Afrika bis an den Hindukusch.
22 Pistolen: Die „Signalistin“ P2A1, die „Spanner“ HK P7, die „Universale“ HK P8 USP, die „Elektrische“ HK P11, die „Leise“ HK P12 SD, die „Neue“ HK P30.
30 Maschinenpistolen: HK MP5 und Varianten sowie HK MP7A1 PDW.
36 Langwaffen: HK G3, HK G27, HK G36.
46 Scharfschützen: HK G36 ZF, HK G3 ZF, HK G3 DMR, AI G22/23, AI G24 .50 cal, AI G25 SD, BFM G82 .50 cal, HK G28 DMR.
60 Flinten: HK 512, Remington 870, Mossberg.
62 Leichte, mittlere und schwere Maschinengewehre: (LM)G36, (LM)G8, MG4, MG3, KWS, MG5, FN M2HB-CQB, FN M3M.
77 Granatwerfer: HK AG40A2, HK69, HK GraMaWa, Milkor.
80 Panzerabwehr: MILAN, TOW, Panzerfaust 3, Wirkmittel (RGW) 90.
84 Fliegerabwehr: Fliegerfaust STINGER & STRELA.
85 Systeme: Infanterist der Zukunft IdZ ES „Gladius“.
88 Wer schneller schießt und besser trifft, gewinnt den Feuerkampf: Das neue Schießkonzept.
92 Wirkung geht vor Deckung: Die Munition von 4,6 mm bis 40 mm.
93 Messer und Kampfmittel: Eickhorn KM2000, Tools, Handgranaten, Reizspray, Panzerfaust/Leuchtbüchse 84 „Carl Gustav“
94 Fremdwaffen: Ost/NATO, Projekte, HK G26, Schmeisser, FAMAS, NVA.
95 Vergleichssysteme: SIG 55X (Schweiz) und Steyr AUG (Österreich).
96 Danksagung, Impressum, Quellen





Donnerstag, 10. April 2014

Red Dot vs. Iron Sights



Es ist eine Diskussion, die immer mal wieder aufkommt: Die Vorteilhaftigkeit von Rotpunktvisieren gegenüber der herkömmlichen mechanischen Visierung; auch Offene Visierung oder Iron Sights genannt. Welche Rolle spielen die beiden Visiervarianten für die Entwicklung des Schützen und seiner Fertigkeiten?


Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Studien. Eine stammt aus dem Jahre 2011 und heißt „Comparative Pistol Project“.



In diesem Projekt wurde vergleichsweise die Effektivität von traditionellen offenen Visiereinrichtungen (Kimme und Korn) zu Rotpunktvisieren (in diesem Fall das RMR von Trijicon) untersucht. Insgesamt 27 Probanten nahmen an der Studie teil. 13 von ihnen nutzten Iron Sights und 14 nutzten die Trijicon Optik. Geschossen wurden vier unterschiedliche Parcoursähnliche Übungen. Im Resultat waren die Teilnehmer mit einer Leuchtpunktoptik signifikant besser.

Übung 1
Die erste Schießübung bestand darin, auf eine Entfernung von 15 Yards einen Einzelschuss ohne Zeitbegrenzung anzubringen. Insgesamt mussten von jedem Teilnehmer 10 Schuss abgegeben werden.

Übung 2
Aus einer Entfernung von 5 Yards waren aus einer Bereitschaftshaltung (center chest retention hold) 2 Schüsse abzugeben. Das Ganze insgesamt 10-mal.

Übung 3
Identisch zu Übung 2; allerdings aus einer Entfernung von 10 Yards.

Übung 4
Aus einer Entfernung von 10 Yards waren 2 Ziele zu beschießen; jeweils mit einem Schuss. Die Ziele standen dabei 6 Fuß (1,83 m) auseinander. Insgesamt mussten 6 Durchgänge absolviert werden.

Auswertung in der Studie
Die Auswertung, welche in der Studie vorgenommen wurde, zeigt folgendes Bild:
Bei Übung 1, dem präzisen Einzelschuss erreichte die Iron-Sight-Gruppe 75% der möglichen Treffer. Die Red-Dot-Gruppe erreichte 98% an Treffern. Was in der Studie als „statistisch signifikant“ bewertet wird.
Bei allen anderen Übung, welche alle gegen die Zeit aus einer Bereitschaftsposition heraus geschossen werden mussten, betrug der prozentuale Unterschied zwischen den beiden Gruppen 95 zu 99% bzw. 81 zu 96% und 83 zu 96%. Nach dem Urteil der Durchführenden waren diese Unterschiede „statistisch nicht signifikant“.

Ergebnis
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Trijicon RMR Rotpunktoptik effektiver ist, als Kimme und Korn der offenen Visierung.


Interpretation
Die Studie lässt Spielraum für Interpretationen: Der einzige als signifikant zu bewertende Unterschied in der Trefferleistung ist beim präzisen Einzelschuss ohne Zeitbegrenzung zu sehen. Die Ursache könnte hier sein, dass keinem der Teilnehmer der Umgang mit Kimme und Korn schon jemals richtig erklärt worden ist. Somit kann nicht zwingend behauptet werden, die Gruppe mit Red Dot Visier wäre besser. Sie ist nur weniger schlecht als die Kimme-und-Korn-Gruppe. Bei dieser Gruppe wiederum offenbaren sich die Ausbildungsmängel schonungslos. Während die Red-Dot-Gruppe Ausbildungsmängel durch die Verwendung besserer Ausrüstung kaschieren kann.

Leider endet die Studie an dem Punkt, wo es interessant wird.
In einem zweiten Teil hätte untersucht werden können, wie sich die Trefferergebnisse ändern, wenn beide Probantengruppen mit dem gleichen Material ausgestattet wären.

Fall a): Beide Gruppen schießen ohne Red Dot
In die Praxis übertragen hieße das, es steht kein optoelektronisches Zielhilfsmittel zur Verfügung.
Vermutlich wäre hier zu beobachten gewesen, dass die Gruppe, welche im Teil 1 mit Iron Sights schoss im Teil 2 signifikant bessere Ergebnisse erzielt hätte, als die Gruppe, die aus Teil 1 heraus an das Schießen mit einem Rotpunkt Zielhilfsmittel gewöhnt war.

Fall b): Beide Gruppen schießen mit Red Dot
Vermutlich wäre hier das Ergebnis gewesen, dass ebenfalls die Iron-Sight-Gruppe aus Teil 1 die besseren Ergebnisse gehabt hätte, weil sie aus Teil 1 heraus einen höheren Trainingseffekt durch das Nutzen der Offenen Visiereinrichtung mit in den Teil 2 hätte nehmen können.

Fazit
Leuchtpunktoptiken schließen keine Fähigkeitslücken. Sie kaschieren nur Ausbildungsmängel bis zu einem gewissen Grad. Eine Grundausbildung im Nutzen von Iron Sights / Kimme & Korn hingegen ist für die Entwicklung von Schießfertigkeiten von hoher Bedeutung. Nicht nur im Hinblick darauf, dass Leuchtpunktzielgeräte nicht immer zur Verfügung stehen bzw. deren Technik auch ausfallen kann.


Mittwoch, 2. April 2014

Leseempfehlungen (5)



Feindkontakt - Gefechtsberichte aus Afghanistan
von Sascha Brinkmann, Joachim Hoppe, Wolfgang Schröder

Broschiert: 226 Seiten, 14 Abbildungen
Format: 21,5 x 14 cm
Verlag: E.S. Mittler & Sohn; 2. Auflage, 2014
ISBN-13: 978-3813209549
Preis: 19,95 Euro





In diesen Tagen jährt sich das Karfreitagsgefecht zum vierten Mal. Am 2. April 2010 erreichen die Kampfhandlungen zwischen den Fallschirmjägern der Bundeswehr und den Aufständischen im Raum Kunduz einen neuen Höhepunkt. Im 15 km westlich von Kunduz gelegenen Isa Khel fallen drei Kameraden, vier weitere werden schwer verwundet und müssen fortan zum Teil mit schweren körperlichen Einschränkungen leben. Die Kämpfe am Karfreitag 2010 gelten als die schwersten und verlustreichsten, welche die deutsche Armee seit Ende des 2. Weltkriegs zu führen hatte.

In „Feindkontakt“ schildern insgesamt zwölf Autoren ihre Erlebnisse im fernen Afghanistan des Jahres 2010. Ausgangspunkt der Erzählungen ist dabei der Karfreitag, der vielen von uns schmerzlich in Erinnerung bleibt.

Im ersten Teil des Buches kommen Angehörige der Kampftruppe zu Wort. Der Leser erhält einen sehr detaillierten Eindruck, von dem was im Gefecht wirklich geschah. Die Schreibweise ist bemerkenswert offen und eindringlich; aber ohne Effekthascherei.
Der zweite Teil des Buchs stellt die Lage aus einer anderen Perspektive dar. Militärische Analysten und Planer erweitern den Kontext auf das nachrichtendienstliche Element der Kampfführung. Die Taktiken des Gegners werden erläutert, aber auch die eigene Vorgehensweise. Interessant ist hierbei im Besonderen die Tatsache, dass ab November 2010 jede Kampfkompanie der Bundeswehr mit einem Nachrichtenoffizier verstärkt wurde. So konnten Informationen unmittelbar erhoben werden. Was zu einer deutlichen Verbesserung des Lagebildes beitrug. Ein Taktik übrigens, die schon vor mehr als 25 Jahren von den Südafrikanern im Buschkrieg in Angola angewandt worden war und die unter dem Name „Koevoet“ in die Geschichte eingegangen ist.

„Feindkontakt“ ist eine informative und spannende aber auch teilweise eine bedrückende Lektüre. Unsere Afghanistan-Veteranen können stolz sein, auf das was sie geleistet haben. Und wir sollten uns fragen, ob wir unseren Soldaten immer den Respekt entgegenbringen, den sie verdient haben.






Ritter im Heiligen Land: Kreuzfahrerstätten in Israel
von Hans Wolfram Kessler und Konrad Kessler


Gebundene Ausgabe: 168 Seiten, 160 farbige Abbildungen
Format: 21 x 23 cm
Verlag: Philipp von Zabern; 1. Auflage, April 2013
ISBN: 978-3805345521
Preis: 24,99 Euro



 

Die Kreuzzüge prägen bis heute das Verhältnis von Orient und Okzident. Das Erbe der christlichen Heerscharen, die in das Heilige Land strömten, um es den Händen der muslimischen Eroberer zu entreißen, wurde in Israel aber für lange Zeit wenig beachtet. Dabei finden sich zwischen Jordan und Mittelmeer bis heute faszinierende und beeindruckende bauliche Zeugnisse der zweihundertjährigen Präsenz der Kreuzfahrer. Viele Kirchen werden noch immer genutzt, Burgen und ganze Stadtanlagen sind inzwischen als Nationalparks erschlossen.
Obwohl sich zahlreiche Publikationen mit der Kreuzzugsgeschichte befassen, fand sich bisher kaum eine Veröffentlichung, die die verbliebenen Reste dieser Zeit im Heiligen Land für den geschichtlich interessierten Laien beschreibt. In ihrem Buch widmen sich Hans Wolfram und Konrad Kessler unter dem Titel „Kreuzfahrerstätten“ eben diesem Thema.
Das Buch beginnt mit einem historischer Abriss, der kompakt die komplizierte Situation erläutert, die den europäischen Rittern Anlass gibt zur Pilgerschaft in Waffen aufzubrechen. Ebenso prägnant schildern die Autoren die komplexen Entwicklungen in den 200 Jahren der Kreuzfahrerherrschaft im Königreich Jerusalem.

Im Hauptteil werden - reich mit Fotografien illustriert - die wichtigsten Stadtfestungen, Feudal- und Ordensburgen beschrieben, die heute noch in Israel zu finden sind. Darüber hinaus führen die Autoren den Leser an Plätze, wie Mühlen und Wehrhöfe, die für die Wirtschaft des Kreuzfahrerstaates ebenso Bedeutung hatten wie Hospitäler und Begräbnisstätten. Anschaulich wird dargestellt, wie Wirtschaft, Handel und Landwirtschaft im Kreuzfahrerreich funktionierten und welche Konflikte auch unter den verschiedenen Gruppierungen und Nationen auftraten. Praktisch hilfreich wird dem Israelreisenden erläutert, woran Kreuzritterbauten zu erkennen sind.
Diese Publikation sei jedem ans Herz gelegt, der sich für die Kreuzzugsgeschichte und Burgen begeistert. Kombiniert mit gelungenen Fotos gelingt es den Autoren informativ und interessant ein spannendes Thema darzustellen und zu einer Reise zu den bekannten und unbekannteren Kreuzfahrerstätten Israel einzuladen.