Samstag, 29. Oktober 2011

Die Ruger Gunsite Scout Rifle (2)

Im ersten Teil des Berichts ging es um Jeff Coopers Scout-Rifle-Konzept und welche Vorgaben er an die Waffe hatte. Im zweiten Abschnitt werden ein paar Details der Waffe näher betrachtet.


Lauf und Feuerdämpfer
Eingerichtet für das Kaliber .308 Win. besitzt der Lauf eine Dralllänge von 1:10. Zumindest auf dem US-Markt ist die Repetierbüchse sowohl in Rechts- als auch Linkshänderausführung lieferbar.
Der Mündungsfeuerdämpfer der US-Ausführung besitzt ein UNF-Gewinde der Größe 5/8“-24. Das bedeutet, das Feingewinde hat einen Außendurchmesser von 5/8 Zoll und eine Gewindesteigung von 24 Umdrehungen pro Zoll. Der MFD ist abnehmbar und kann durch einen Schalldämpfer ersetzt werden. Was vermutlich der Grund für die Exportbeschränkung ist.
Gefüttert wird die Waffe über ein abnehmbares Kastenmagazin von zehn bzw. fünf Schuss. Waffenanwender, die jetzt hoffen, die Feuerkraft ihrer vorhandenen M77-Büchsen durch Austausch des Triggerguard und Magwell zu erhöhen, werden enttäuscht sein. Die Abzugs- und Magazinaufnahme der Gunsite Scout Rifle ist nach Herstellerangaben nicht mit anderen M77, M77 Mk.II oder M77 Hawkeye Büchsen kompatibel.


Foto: Sturm, Ruger & Co. Inc.



Die Visierung
Die Gunsite Scout besitzt verschiedene Visieroptionen. Zum einen die Ghost-Ring-Eisenvisierung. Die Lochkimme ist in Höhe und Seite justierbar. Sie bietet ein überaus brauchbares Visierbild und ermöglicht Treffer auf einer 10er-Ringscheibe bis zu mindestens 100 Metern. Von einer Rucksackauflage über 75 Meter Entfernung geschossen, ließen sich ohne größere Anstrengung Streukreise von 4 cm halten.
Darüber hinaus besitzt die Scout Rifle ganz der Idee Jeff Coopers folgend, eine 15 cm lange Picatinnyschiene, auf der eine nach vorn verschobene optische Zielhilfe in Form von Rotpunkt oder ZF montiert werden kann.


Foto: Sturm, Ruger & Co. Inc.


Seitenjustierung und Höhenkorrektur
Das Justieren der Lochkimme ist mit etwas Glück verbunden. Soll der Treffpunkt nach rechts verschoben werden, muss zuerst die rechte Verstellschraube gelöst werden. Eine viertel Drehung ist hier ausreichend. Danach wird über dieselbe Schraube die eigentliche Verstellung vorgenommen. Eine komplette Linksdrehung (d.h. entgegen dem Uhrzeigersinn) bewirkt auf 100 m eine Treffpunktverlagerung um ungefähr 12,5 cm (5 inch) nach rechts.
Nachdem die Seiten entsprechend korrigiert wurde, wird die Lochkimme über die linke Verstellschraube wieder festgezogen. Die linke Schraube drückt somit gegen die rechte und die Lochkimme ist fixiert.
Für die Höhenkorrektur muss wiederum zuerst die rechte Verstellschraube gelöst werden. Empfohlen wird hierbei, eine komplette Drehung zu vollziehen. Dadurch ist gewährleistet, dass die bereits vorgenommene Seitenjustierung erhalten bleibt. Die Lochkimme kann jetzt um jeweils halbe Drehungen bewegt werden. Eine halbe Drehung im Uhrzeigersinn hat auf 100 m eine Treffpunktverlagerung um etwa 3 cm nach unten zur Folge (1,25 inch / 100 yards). Ist die Höhe korrigiert, wird die Lochkimme über dieselbe Feststellschraube wieder fixiert, mit der sie auch gelockert wurde. Im Idealfall ist das eine Umdrehung und die Seitenjustierung bleibt gleich.
Zum Lösen der Schrauben ist ein Inbusschlüssel der US-amerikanischen Dimension 5/64 erforderlich. Europäische Schlüsselgrößen würden die Verstellschrauben ruinieren.

Aimpoint Hunter H34S
Zum Testschießen bekam die Waffe ein Aimpoint Hunter H34S verpasst. Die entsprechende Montage stellte Oliver Falk von vikingtactics.de zur Verfügung. Die Entscheidung fiel auf eine ERA-TAC Blockmontage mit 34 mm Mittelrohrdurchmesser und Hebelbefestigung. Diese Montage zeichnet sich durch hervorragende Wiederholgenauigkeit aus. Eine Treffpunktverlagerung ist praktisch nicht wahrnehmbar. Die ERA-TAC Montage ist auch mit einer 20 MOA Vorneigung erhältlich und empfiehlt sich daher als Verbindungsglied zwischen einem Scharfschützengewehr und einem Zielfernrohr.

Das Aimpoint Hunter H34S ist eine seit etwa zwei Jahren verfügbare Rotpunktoptik, welche speziell jagdlichen Erfordernissen angepasst wurde. Es existieren insgesamt vier Varianten: Mit 30 bzw. 34 mm Mittelrohrdurchmesser sowie eine lange und kurze Ausführung. Der Punkt ist zwei MOA groß. Die Leuchtkraft lässt sich über zwölf Stufen regeln. Die Justierung des Aimpoint ist denkbar einfach. Und als Werkzeug werden lediglich die Verschlusskappen der Verstelltürme benötigt.
Natürlich wird die Zielerfassung mit einer Rotpunktoptik wie dem Aimpoint etwas erleichtert. Allerdings erhöht sich in dieser Konfiguration auch das Gewicht der Waffe um 560 g. Und nach Ansicht von Puristen geht der Charme der Scout Rifle dabei etwas verloren.





Die Zielgruppe
Die Zielgruppe wurde durch Jeff Cooper klar definiert: Jeder.
Als Jagdbüchse ist die Waffe geeignet. Sportschützen werden die offene Visierung in Form der Lochkimme und die 10 Schuss im Magazin mögen. Und als ständiger Begleiter auf einem Trail ist die leichte, robuste und feuerstarke Waffe gerade zu ideal.
Eine zusätzliche Käuferschicht könnte auf dem Schweizer Markt erschlossen werden, würde die Scout Rifle im Kaliber GP11 (7,5x55 Swiss) angeboten. Ob Sturm, Ruger & Co. Inc. in Newport ein paar Tausend Schweizer für ihre Marketingpolitik als wesentlich erachtet, ist eine andere Frage. Zumal Absatzprobleme in der aktuellen Konfiguration der Scout Rifle kein Thema sind.




In einem Punkt weicht die Gunsite Scout Rifle jedoch vom Cooper-Konzept ab: Die Ruger besitzt am Vorderschaft nicht die dritte Riemenöse zur Aufnahme des Ching Sling. Einem Drei-Punkt-Riemen entwickelt von Eric Ching und von Jeff Cooper favorisiert.

Fazit
Die Gunsite Scout Rifle ist „The one rifle to have, if you can have only one.”


Technische Daten
Modell: Ruger Gunsite Scout Rifle
Hersteller: Strum, Ruger & Co. Inc., Newport, NH, USA
Importeur: Testwaffe gestellt von Albrecht Kind GmbH
Waffenart: Repetierbüchse mit Zylinderverschluss
Kaliber: .308 Win.
Lauflänge: 46 cm
Drall: 1:10“
Magazinkapazität: 10 Schuss (5 Schuss), abnehmbar
Visierung: Offene Visierung mit Lochkimme und Picatinnyschiene
Sicherung: Dreistellungssicherung
Gesamtlänge: 97 cm
Gewicht: 3,4 kg
Preis: 1.190 Euro
Optik: Aimpoint Hunter H34S
Montage: ERA-TAC Blockmontage mit Hebelbefestigung



Ruger Gunsite Scout Rifle Teil 1

6 Kommentare:

  1. Und was kann die Waffe jenseits der 600m?

    AntwortenLöschen
  2. Das ist eine gute Frage. Hätte ich einen Schießstand jenseits der 600 m zur Verfügung, könnte ich die Frage auch beantworten.
    Bisher fehlte die Gelegenheit dazu. Wird aber nachgeholt.

    AntwortenLöschen
  3. Hallo Henning,

    hast du Empfehlungen bezüglich eines Zielfernrohres mit vergrößertem (oder ggf. mittlerem) Augenabstand, welches für die Montage auf der Schiene geeignet ist, und mit dem man noch bei Dämmerung ausreichend gut für jagdliche Tätigkeiten sehen kann?


    Danke und Grüße

    AntwortenLöschen
  4. Es gibt bspw. von Burris oder Leupold Zielfernrohre, die einen vergrößerten Augenabstand ermöglichen. Das Leupold Vari X-III 1,75-6x32 wäre eine Möglichkeit.

    Das zu testen hatte ich aber bisher noch keine Gelegenheit.

    AntwortenLöschen
  5. Moin.
    Ist die Schiene (und offene Visierung) problemlos abnehmbar?
    Die vorhandenen Montagebasen kann ich leider auf den Bilder nicht so recht deuten...
    Handelt es sich dabei um Ruger-eigene Basen, welche spezielle RInge voraussetzen?

    Viele Grüße

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Schiene und die offene Visierung ist über Inbus- / Torxschrauben problemlos abnehmbar.
      Ruger liefert zwei Montageringe für ein ZF mit (Durchmesser 25,4 mm).

      Löschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.