Dienstag, 16. November 2010

Das richtige Holster

Die Wahl des richtigen Holsters ist für den praxisorientierten Gebrauch einer Kurzwaffe von großer Bedeutung. Ein gutes Holster muss aber nicht teuer sein. Welchen Anforderungen ein Holster genügen muss und was der Schütze bei Kauf und Benutzung beachten sollte, beschreibt dieser Artikel


Für die Teilnahme an Schießkursen bei Akademie 0/500® ist die Verwendung eines Holsters vorgeschrieben. Dem Teilnehmer soll eine praxisgerechte Waffenhandhabung vermittelt werden, wodurch das Ablegen der Waffe auf einen Schießtisch obsolet wird. Das Führen einer Kurzwaffe am Körper ist nicht nur für Soldaten, Polizisten und private Personenschützer von Bedeutung, sondern auch für Jäger, die ihre Fangschusswaffe im Revier bei sich haben wollen.
Leider ist oft zu beobachten, dass beim Kauf eines Holsters weit weniger nachgedacht wurde als beim Kauf der Schusswaffe. Teilweise sieht man dem Ausrüstungsgegenstand auch an, dass es ein Notkauf war, um beispielsweise den Mindestvoraussetzungen zur Teilnahme an einem Schießkurs zu genügen. Der Käufer wollte entweder so wenig Geld wie möglich ausgeben oder wurde falsch beraten. Das Holster ist entweder zu groß oder zu klein für die Waffe, sitzt nicht fest genug am Gürtel oder hat Verschlusssysteme, die in ihrer Bedienung zu kompliziert sind.

Die einfachste Variante: Ein formstabiles Kydexholster, das auf einer „5-Uhr- oder 4-Uhr-Position“ am Gürtel getragen wird

Abzug
Der Abzug muss verdeckt sein, so lange sich die Waffe im Holster befindet. Anderenfalls besteht die Gefahr der Schussauslösung schon während des Ziehvorgangs. Es sind glücklicherweise nur noch sehr wenige Modelle im Umlauf, die dieser Anforderung nicht nachkommen. Aus dem Handel scheinen sie ganz verschwunden zu sein.

Manche Holster besitzen ein „Paddle“, das in den Hosenbund gesteckt werden kann (Holster von Uncle Mike’s)


Formstabil
Das Holster sollte formstabil sein. Dadurch wird das Wegstecken der Waffe erheblich vereinfacht. Sind Holster nicht formstabil, führt das meist zwangsläufig zur Verletzung von mindestens einer der grundlegenden Sicherheitsregeln. Muss der Schütze das Holster mit der linken Hand quetschen, um die Waffe wegstecken zu können, überstreicht die Mündung der Waffe die Hand des Schützen. Das Nichtbeachten von Sicherheitsregeln führt bei Akademie 0/500 grundsätzlich zum Kursausschluss.

Eine Zugriffssicherung kann sinnvoll sein. Im Bild das Serpa Duty von Blackhawk

Fester Sitz
Die Waffe muss fest im Holster sitzen und sollte auch bei einem kurzen Sprint nicht herausfallen. Bei Kydex-Holstern ist dieser Ziehwiderstand durch die Bauart gewährleistet. Das Holster greift mit einer kleinen Nase meist in den Abzugsbügel der Waffe und sorgt so für einen ausreichend festen Sitz. Andere Holster wiederum haben eine extra Sicherung, die betätigt werden muss, bevor die Waffe gezogen werden kann. Diese Systeme leisten einen erweiterten Schutz gegen Fremdzugriff. Sie sind jedoch übungsintensiver.
Etwas in die Jahre gekommen sind Lederholster mit einem Verschlussriemen, welcher mittels Druckknopf verschlossen wird. Dieser Verschlussmechanismus ist oft so umständlich und zeitraubend, dass er früher oder später einfach nicht mehr benutzt wird. Das läuft jedoch konträr zu den Anforderungen, wonach vorhandene Holsterverschlüsse auch jedes Mal genutzt werden müssen.

Innenbundholster können eine Alternative für das verdeckte Führen sein. Das Don Hume (No. 36) besitzt sehr guten Tragekomfort

Positionen
Vor dem Kauf sollte man sich auch darüber im Klaren sein, an welcher Position das Holster getragen werden soll. Grundsätzlich wird unterschieden zwischen einer verdeckten und offenen Trageweise. Die nach wie vor gebräuchlichste Variante ist das Tragen am Gürtel auf etwa „fünf“ Uhr, also im Bereich der Nieren. Einige Holster haben einen so genannten „Paddle“, welcher einfach in den Hosenbund gesteckt wird. Das Einfädeln des Gürtels in das Holster entfällt somit.
Insbesondere für den taktischen Einsatz sind Beinholster entwickelt worden. Muss der Anwender am Oberkörper verschiedene Ausrüstungsgegenstände bei sich tragen, reicht der Platz am Gürtel meist nicht zur Aufnahme eines Gürtelholsters aus. Das Holster wandert demnach an den Oberschenkel, wodurch das Tragen aber auch das Ziehen der Kurzwaffe nicht weiter beeinträchtigt wird. Es sollte jedoch unbedingt darauf geachtet werden, dass die Waffe relativ hoch am Oberschenkel sitzt. Der Schütze muss in der Lage sein, die Waffe zu greifen ohne dabei seinen Oberkörper zu neigen.
Eine in Europa noch recht wenig verbreitete Art die Waffe (verdeckt) zu führen, ist auf der „zwei“ Uhr Position. Auch als „appendix carry“ bekannt, erlangte diese Art vor allem in Nord- und Mittelamerika eine gewisse Popularität. Die Vorteile liegen in einer sehr kurzen Zugriffszeit auf die Waffe und der Möglichkeit, die Waffe auch noch während einer körperlichen Auseinandersetzung ziehen zu können. Der Nachteil ist, dass die Mündung fast immer in Richtung Beinschlagader zeigt.
Abzuraten ist vom Kauf eines Cross-Draw oder eines Schulterholster. Beim Cross-Draw, wo ein Rechtsschütze die Waffe auf der linken Seite trägt, ist ein sicherer Ziehvorgang fast ausgeschlossen. Die Mündung der Waffe kann dabei zu leicht beistehende Personen überstreichen. Gleiches gilt für das Schulterholster. Hinzu kommt bei dieser Variante noch der mangelhafte Tragekomfort.

Oberschenkelholster von Safariland mit einer als Roto-Bügel ausgeführten Zugriffssicherung

Sicherungssysteme
Sicherungssysteme erschweren den Fremdzugriff auf die Waffe. Für Einsatzkräfte, die ihre Kurzwaffe häufig in der Öffentlichkeit führen müssen, kann eine zusätzliche Zugriffssicherung zur Lebensversicherung werden. Manche Holstertypen verfügen sogar über mehr als eine Sicherung. In der Ausbildung sollte unbedingt realitätsnah trainiert werden. Das heißt alle Sicherungssysteme sollten immer benutzt werden; also geschlossen sein, sobald die Waffe ins Holster zurückgesteckt wurde. Nur wenn man im Training permanent mit diesen Systemen übt, ist das reibungslose Ziehen der Waffe im Ernstfall gewährleistet. Das Ziehen der Waffe darf dabei nicht nur im Stehen geübt werden, sondern muss auch aus unkonventionellen Positionen heraus beherrscht werden. Beim Ziehen einer Pistole in Rückenlage ist der Griffwinkel unter Umständen etwas anders. Bei mechanischen Druckknopfsystemen kann es vorkommen, dass die Waffe manchmal nicht sofort freigegeben wird.

Oberschenkelholster sollten so hoch wie möglich getragen werden. Im Bild Paul Howe von CSAT (Texas)


Fazit
Ein gutes Holster muss formstabil sein und die Waffe sicher halten können. Der Abzug muss verdeckt sein. Besitzt das Holster Sicherungssysteme, muss im Training permanent mit diesem Systemen gearbeitet werden, um eine Vertrautheit zu erzeugen. Einhändiges Bedienen mit der Nichtschusshand und das Ziehen der Waffe in unkonventionellen Positionen sollte ins Training integriert werden.

Mehr dazu ab 30. Mai 2019 in Waffenkultur Nr. 46

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